Du tippst. Löscht. Tippst erneut. Irgendetwas passt nicht. Die Idee – immer noch gut. Aber wie sich die Sätze anfühlen? Als würdest du Pflastersteine verlegen statt Wörter, die leicht über die Seite rollen. Du liest laut, und es fließt nicht. Du glaubst nicht daran – warum sollte es jemand anderes tun? Wenn ein Text gezwungen wirkt, passiert das selbst erfahrenen Texterinnen und Schreibern. Ob Landingpage, Newsletter-Intro oder Instagram-Post – wenn sich die Worte verkrampft anfühlen, ist das kein Zeichen von schlechtem Schreiben. Meist ist es nur ein Signal: Etwas muss gelockert, verändert oder komplett losgelassen werden. Was also tun, wenn dein Text klingt, als würde er sich zu sehr bemühen? Lass locker – und gib deinen Worten Raum zum Atmen.
Geh einen Schritt zurück und sprich stattdessen
Wenn dein Text nach Maschine klingt, versuchst du wahrscheinlich, jemand anderes zu sein. Eine fremde Markenstimme? Ein Briefing voller Büro-Sprech? Oder du versuchst, „seriös“ zu klingen – so wie kein echter Mensch je spricht. Also: Pause. Steh vom Schreibtisch auf. Stell dir vor, du erklärst einem guten Freund – oder jemandem am Nachbartisch im Café – was du sagen willst. Sprich es laut. Und schreib genau das. Wenn das Geschriebene nicht so klingt, wie du sprechen würdest, wird es auch beim Lesen nicht natürlich wirken.
Übertreibungen rauswerfen
Was lässt Texte angestrengt wirken? Zu viele Adjektive. Adverbien an jeder Ecke. Und dieses Gefühl, alles bis ins letzte Detail erklären zu müssen. Die Lösung? Radikale Einfachheit. Lies Satz für Satz und frag dich: Sag ich hier zu viel, ohne wirklich was zu sagen? Wenn du dich rechtfertigst, bevor du überhaupt etwas behauptest – kürze. Streich Ausschmückungen. Lass das Verb stehen, den Rest weg. Aus „tief verstehen“ wird „verstehen“. Aus „wirklich innovative Lösung“ einfach „Lösung“. Je schlichter das Wort, desto echter der Ton.
Mit Absicht den Rhythmus brechen
Manchmal wirkt ein Text nicht wegen des Inhalts steif, sondern weil alles gleich klingt. Jeder Satz ähnlich lang. Jeder Absatz gleich aufgebaut. Dieser Rhythmus wird monoton. Und Monotonie schläfert ein. Probier mal einen abgehackten Satz. Oder nur ein Wort. Wie dieses. Lass Luft zwischen den Gedanken. Mix lange Sätze mit kurzen. Schreibfluss lebt nicht von Regeln, sondern vom Tempo. Gib dem Auge eine Pause. Lass den Leser kurz stolpern – und dann mitgehen.
Den Bildschirm gegen Stift und Papier tauschen
Vielleicht ist nicht der Text das Problem, sondern das Medium. Handschriftlich zu schreiben löst manchmal Blockaden, die an der Tastatur festkleben. Kein Autokorrektur-Gezappel. Kein Zurück-Taste-Wahn. Nur deine Hand, langsamer als dein Kopf – das schafft Klarheit. Greif zum Notizbuch. Schreib den Part, der dich nervt. Ohne Wertung, ohne Anspruch. Oft merkst du: Das Verkrampfte kam vom Bildschirm, nicht von dir.
Lies es wie jemand Fremdes
Kaum hast du einen Text geschrieben, gehört er dir. Und das macht blind. Druck ihn aus. Lies ihn draußen. Oder in der Küche. Oder mit der Stimme eines Schauspielers in deinem Kopf. Wenn du dich beim Vorlesen schämst – noch nicht fertig. Wenn du bei einer Stelle stolperst – der Leser tut’s auch. Glätten. Kürzen. Statt des klugen Fremdworts lieber ein echtes Alltagswort.
Schreib für jemanden, nicht für „die Zielgruppe“
Je unkonkreter dein Publikum, desto steifer wird dein Ton. „B2B-SaaS-Anbieter“ führt schnell zu Sätzen wie „Steigern Sie Ihre Prozess-Effizienz durch unsere moderne Lösung“. Aber was, wenn du für Julia schreibst, die den Kundenservice leitet und Abkürzungen hasst? Oder für Timo, der müde ist und den Text auf dem Handy liest, zwischen zwei Terminen? Gib deinem Leser ein Gesicht. Einen Alltag. Schreib für ihn. Nicht für „alle“. Der Druck verschwindet. Die Stimme wird klarer.
Lass den Text liegen – komm als Leserin zurück
Wenn gar nichts mehr geht: Pause. Weglegen. Ein paar Stunden. Vielleicht über Nacht. Und dann: zurückkommen. Nicht als Autorin, sondern als Leserin. Du wirst die schiefen Stellen sofort hören. Die übertriebenen Formulierungen sehen. Und vor allem merken, wo du nicht du warst. Ein Text, der gezwungen klingt, ist kein gescheiterter Text. Es ist ein Entwurf, der noch Luft braucht. Und etwas mehr von dir. Wenn er dann fließt – klingt er nicht mehr nach Schreiben. Sondern nach etwas, dem man zuhören will.